Sage zu Schloss Weyer bei Judenburg

Ein Ritter von Rattmannsdorf war Herr auf Schloß Weyer. Er liebte ein Edelfräulein, doch sträubte sich seine Stiefmutter gegen diese Ehe und auch ihre Stiefmutter wollte sie zur Ehe mit einem anderen Edelmanne zwingen; deshalb war das Edelfräulein ganz verzweifelt und wollte lieber ins Nonnenstift Göß eintreten.

Dieses nun erzählte dem Ritter von Rattmannsdorf ein Junker, welcher das Fräulein ins Kloster begleiten sollte, und riet ihm, einfach das Mädchen bei seinem Zug nach Göß abzufangen und sich dann heimlich trauen zu lassen; dann sollte er nach Wien zum Kaiser eilen.

Er war mit diesem Rate einverstanden, jedoch stürzte infolge eines schlechten Hufeisens beim Hinreiten das Pferd und er fiel so unglücklich, daß er tot liegen blieb. So fand ihn seine Braut und ihre Begleitung. Nun zog sie wohl nach den Trauerfeierlichkeiten nach Göß ins Kloster.

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 79. © digitale Version SAGEN.at

Geschichtliche Dokumentation

Das Schloss Weyer bei Judenburg entstand aus einem Bauernhof, dem Sandhof, der zur Herrschaft Liechtenstein von altersher gehört hatte. Das Schloss liegt auf einem kleinen Hügel südlich der Stadt Judenburg, der auf der einen Seite vom Purbach, auf der anderen von einer kleinen Tiefensenke begrenzt ist; es ist ein weitläufiges zweistöckiges Gebäude, das hufeisenförmig mit Bogengängen einen Hof umschließt, dessen vierte Seite durch Wirtschaftsgebäude abgeschlossen wird. Um das Schloss führten einst ein Wassergraben und eine Wehrmauer. Vom Wassergraben ist noch ein kleiner Teich erhalten, der auch dem Schloss den Namen gegeben hat. Die Nordfront wird von zwei vorspringenden Ecktürmen flankiert.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erwarb Wilhelm Grasswein den Sandhof und baute ihn zuerst zu einem kleinen Edelsitz aus. Ihm folgte Wolfgang, diesem Stefan und 1551 dessen Sohn Wolfgang Grasswein. Seine Schwester Anna von Schrottenbach erbte den Sitz 1592 und verkaufe ihn 1596 an Christof Praunfalkh, nachdem sie die Ansprüche der übrigen Erben abgelöst hatte. 1597 stellte Praunfalkh mit Erlaubnis von Richter und Rat von Judenburg von deren Eigentum, dem Judenfriedhof, eine Wasserleitung in das Schloss her. Dafür versprach er, jährlich 4 b zu zahlen. Auch wurde ihm das Brechen von Steinen oberhalb des alten Judenfriedhofs bewilligt. Er begann mit dem Ausbau des Schlosses. Ihn beerbte seine Schwester Susanna Freiin von Dietrichstein, die das Schloss weiter ausbaute; die Fertigstellung erfolgte aber erst 1650 und 1676. 1627 verkaufte sie das Schloss an Sibilla, Frau des Franz Christof von Teufenbach.

Schon im nächsten Jahr musste diese als Protestantin das Land verlassen und veräußerte 1628 das Schloss an Johann Sebastian Zolten von Zoltensein, von dem es 1631 Hermann Heinricher von Heinrichsberg, Handelsmann zu Judenburg, erwarb. Es war zum Teil freies Eigen, zum Teil Lehen von der Herrschaft Liechtenstein bzw. von den Herren von Stubenberg, welche dieses Gut auch nach dem Verkauf der Herrschaft Liechtenstein behalten hatten. Da der neue Besitzer kinderlos war, setzte er 1646 seinen Neffen Hans Pagge, Handelsmann zu Wien, der ihm lange Jahre gedient und sich wohl verhalten hatte, zum Erben ein. Unter dem Namen Johann Heinricher von Heinrichsberg trat er 1650 das Erbe an und erhielt 1652 die stubenbergischen Lehen. Im gleichen Jahr schenke ihm Kaiser Ferdinand aus den landesfürstlichen Forsten zu Judenburg ein "Reisgejaid". Ihm folgte 1676 sein Sohn Johann Wilhelm, den 1720 seine Witwe Sidonia Maximiliana und seine Söhne Carl Ignaz Anton und Anton Josef Viktor beerbten. Zum Schloss gehörte ein Gültenbesitz (…), darunter auch ein Weingarten zu Muggau bei Voitsberg. 1750 musste die Herrschaft wegen großer Schulden gepfändet und ein Zwangsverwalter bestellt werden. 1758 erhielt Carl Ignaz Antons Sohn Franz Josef Graf Heinrichsberg die Herrschaft wieder ausgefolgt. Ihm folgte 1780 seine Schwester Maria Theresia Edle von Sutter, welche die Lehen über den Sandhof, der einen Teil des Schlosses bildete, von den Fürsten von Schwarzenberg erhielt, an die das Lehnsrecht von den Herren von Stubenberg gekommen war. Von ihren Erben erwarb das Schloss 1819 Franz Fürst zu Liechtenstein. 1850 Carl Mayer, dessen Erben es am 23. Dezember 1872 an die Judenburger Eisenwerke A.G. verkauften, die im Schloss Arbeiterwohnungen unterbrachte.

Quelle: Robert Baravalle "Schlösser und Burgen der Steiermark", S.284-285

Danach war das Schloss im Besitz der Stadtgemeinde Judenburg, und seit 2000 steht es im Besitz der Berlinger-Landl OEG, die das Schloss revitalisierte.